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Tuntenhaus

Aus Encyclopædia Tuntonia

Das Berliner Tuntenhaus gilt als eines der wichtigsten Symbole der queeren Selbstorganisation und Subkultur in Deutschland. Während das erste Tuntenhaus 1981 in der Bülowstraße 55 in Berlin-Schöneberg durch Hausbesetzung entstand und bereits 1983 nach polizeilichen Räumungen Geschichte war, lebt die Idee des Tuntenhauses bis heute fort – nicht zuletzt in der Kastanienallee 86 im Prenzlauer Berg. Mehr zur Geschichte bei WikipediaW.

Das Tuntenhaus Kastanienallee 86, liebevoll „Kastanie 86“ genannt, ist seit über 30 Jahren ein queeres Hausprojekt. Es bietet marginalisierten, queeren Menschen aus aller Welt ein Zuhause, sozialen Rückhalt und einen Freiraum für politisches und künstlerisches Wirken. Von 2020 bis 2022 war hier auch Brigitte Oytoy wohnhaft.

Geschichte der Kastanie 86

Das Gebäude in der Kastanienallee wurde in den späten 1980er Jahren Teil der linken Hausprojektbewegung. Über Jahrzehnte hinweg etablierte es sich als queer-emanzipatorischer Freiraum, berühmt für seine politische Arbeit, Hoffeste, die „Küche für alle“ und als Anlaufstelle für queere Menschen, die sonst keinen sicheren Ort finden.

Kampf um den Erhalt (2024)

Im Februar 2024 wurde das Tuntenhaus an private Investoren verkauft, was das Hausprojekt in existenzielle Gefahr brachte. Die Bewohner*innen befürchteten teure Sanierungen, steigende Mieten und die Verdrängung ihres Projekts. Unter dem Slogan „Tuntenhaus bleibt!“ formierte sich Widerstand.

Mit breiter Unterstützung der Berliner Politik, darunter B90/Die Grünen, Die Linke, CDU und SPD, wurde das kommunale Vorkaufsrecht geprüft. Die Bewohner*innen arbeiteten eng mit der Genossenschaft SelbstBau zusammen, um das Haus in gemeinnützigen Besitz zu überführen.

Im März 2024 wurde der Antrag „Verdrängung des Tuntenhauses verhindern“ im Berliner Abgeordnetenhaus diskutiert. Nach intensiven Verhandlungen sicherte der Berliner Senat schließlich die Finanzierung, und das Vorkaufsrecht wurde ausgeübt. Die Kastanie 86 wurde in den Gemeinwohlbereich überführt.

Bedeutung

Das Tuntenhaus in der Kastanienallee steht bis heute für:

  • gelebte queer-feministische Solidarität
  • kollektives, selbstverwaltetes Wohnen
  • sozialpolitische Arbeit (etwa durch Suppenküchen und Lebensmittelverteilungen)
  • künstlerische, politische und subkulturelle Projekte

Es ist ein Beispiel dafür, wie queere Räume trotz Gentrifizierung und Verdrängung bestehen können – durch politische Allianzen, Öffentlichkeit und unermüdliches Engagement.

Siehe auch