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Zehn tuntische Gebote

Aus Encyclopædia Tuntonia

Vorgeschichte

Mölanie Moses beim Abstieg mit den verbleibenden Flaschen im Wäschekorb (überstilisierte Darstellung)

Es begab sich zu einer Zeit, da blickte die große Tunte auf ihr zerrüttetes Volk herab – und sah: Die Fummel waren zerknittert, der Sekt war abgestanden, und einige wagten es gar, ungeschminkt in der Öffentlichkeit zu erscheinen! Die Apokalipsync stand kurz bevor.

Da sprach die große Tunte zu ihrer Prophetin Mölanie Moses, die – ganz in ihrer Art – gerade mit einer Doppelmagnum in der einen und einer Kippe in der anderen Hand an einer Bar lümmelte:

„Mölanie, mein auserwähltes Kind – es ist an der Zeit, Ordnung in das chaosgewordene Gekicher zu bringen! Steig hinauf auf den heiligen Berg der High Heels, dort will ich dir meine heiligen Gebote offenbaren!“

Mölanie zog an ihrer Zigarette, verdrehte die Augen und krächzte:

„Also gut. Aber wehe, da oben gibt’s keinen Barservice.“

Der Berg der High Heels war mit abgebrochenen Absätzen und verlorenem Selbstwertgefühl gepflastert. Oben angekommen, wehte ein göttlicher Wind, der Mölanies Perücke einmal komplett um ihren Kopf rotieren ließ. Ein Blitz zischte aus den Wolken, und eine dröhnende Stimme sprach:

„Mölanie! Hier sind meine heiligen Gebote – eingraviert in diese Flaschen erlesensten Schaumweins.“

Vor ihr erschien ein glorreicher Wäschekorb, randvoll mit funkelnden Flaschen. In goldener Schrift leuchteten die Gebote auf den Etiketten.

Auf dem Abstieg verlor Mölanie jedoch einige Flaschen – eine Folge ihrer Restpromille vom Vorabend und der unpraktischen Kombination aus High Heels und unebenem Gelände. Jede Flasche, die zerschellte, kommentierte sie mit: „Ach, wird nicht so wichtig gewesen sein.“

Unten angekommen, blieben exakt zehn Flaschen unversehrt. Und so verkündete Mölanie Moses die:

Die Zehn Gebote der Brabbel

  1. Du sollst keine andere Tunte neben der großen Tunte habenaußer sie bringt Sekt, Zigaretten oder weiß, wie man Eyeliner im Clublicht zieht.
  2. Du sollst den Fummel ehrenalso den einen, den du seit Jahren in der Aldi-Tüte lagerst und jedes Jahr „noch mal aufbügeln“ willst.
  3. Du sollst den Namen der großen Tunte nicht verfluchenes sei denn, der Sekt ist leer, der DJ spielt Helene, und jemand hat deinen Highlighter geklaut.
  4. Am 7. Tag sollst du ruhenaber nur, wenn dein Restalkohol unter 1,2 liegt. Ansonsten ist Tanzen auch Erholung.
  5. Ehre deine Mutter und deinen Sugar Daddydenn ohne ihre Kohle wärst du heute nicht hier – und ihre Stories sind besser als jede Netflix-Serie.
  6. Du sollst keine langweiligen Shownummern machenkeine Kerzen, keine Oz-Nacherzählung, kein Playback ohne Seele. Es sei denn, du bist Evita Brown.
  7. Du sollst nicht lügenaußer bei deinem Alter, deiner Schuhgröße und der Anzahl der Shots vor der Show.
  8. Du sollst nicht neidisch seinaußer auf die Schlampe mit dem besseren Make-up. Und selbst dann: nur still und passiv-aggressiv.
  9. Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegenes sei denn, es dient dem maximalen Gossip und du kannst es mit „Ich hab’s nur gehört“ relativieren.
  10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Bartstoppelnaußer es ist ästhetisch gewollt und dein nächstes Sexdate erwartet genau diesen Look. Dann: Bartsegen go!

„Und siehe: Es war gut. Aber hätte mit Highlighter noch besser ausgesehen.“
– Brabbel, Neues Tuntament, Iffangelium nach Marion, Kapitel 2, Vers 4

Mögliche Übersetzungsfehler

Ob die Gebote exakt so überliefert wurden, ist bis heute Gegenstand thealogischer Debatten. Mölanie war nämlich derart verkatert und „in spiritu“, dass sie beim Verlesen der Gebote lallte wie eine kaputte Bluetoothbox.

Nach jeder Verkündung schmetterte sie die jeweilige Flasche in einem Anfall dramatischer Ekstase gegen die Wand – begleitet von einem Schrei, der wohl „Xena“ ähneln sollte, aber eher klang wie „Xanax!“.

Da nun keine der Flaschen mehr existiert, muss man sich auf die mündliche Überlieferung verlassen – was ab Gebot 9 bekanntermaßen problematisch wird.