Fummel
Fummel ist ein szenesprachlicher Begriff der deutschsprachigen Tunten- und Drag-Kultur. Er bezeichnet, jenseits eines festgelegten Schnitts oder Materials, das sichtbar zur Schau getragene Outfit einer Tunte; der Begriff umfasst sowohl aufwendige Abendgarderoben als auch improvisierte Stücke und wird als bewusstes Stil- und Politikinstrument eingesetzt. Charakteristisch ist, dass der Fummel nicht nur auf Bühnen, sondern auch im Alltag, bei Feierlichkeiten und Demonstrationen getragen wird. Damit unterscheidet er sich von klassischer Travestie und dient zugleich der Zuspitzung, Herausforderung und Infragestellung von Geschlechternormen.
Definition und Funktion
Als Fummel gilt jedes (Kleider-)Stück oder Stück Material, das den Körper verhüllt und/oder enthüllt und durch sein Tragen die Zuschriebung als Fummel erhält. In dieser Lesart ist der Fummel weniger ein spezifisches Kleidungsstück als vielmehr Attitude des Getragenen: Er wird zum Schwert und Schild, zur „Rüstung“ und zum Aushängeschild der Person und fordert soziale und geschlechtliche Normen heraus. So kann sich die Tunte im Fummel Dinge trauen und herausnehmen, die ansonsten zu Unverständnis oder Irritation führen können.
Kulturpolitischer Kontext
Drag und Tuntentum überzeichnen Geschlechterrollen, um sie sichtbar zu machen und infrage zu stellen; in deutschsprachigen Medien wird „Fummel“ teils synonym zu „Drag-Outfit“ verwendet. Der Begriff fungiert damit als Marker für Selbstermächtigung, Sichtbarkeit und Kritik an normativen Geschlechterbildern.
Boyfummel
Als Boyfummel wird unter Tunten das tragen von Kleidung bezeichnet, die heteroweltlich als "männliche" Kleidung gelesen wird. Terminologisch sollten Tunten im Boyfummel auf keinen Fall mit dem gemeinen Straight Actor verwechselt werden. Bei der phänomenalen Begegnung mit einer Tunte im Boyfummel ist diese Verwechslung ohnehin ausgeschlossen.
Die Kleidung von Boytunten und Tunterichen wird nach den selben Gesichtspunkten als Boyfummel bezeichnet. Wenn es darum geht spezifische Aussagen zu treffen, wird in allen Zusammenhängen auch der Begriff Girlfummel verwendet.
Quellen:
Breit von Flach/Onähr: Lexikon der Tuntologie,
T(h)ralisch; Darka Room; Stäbe et al. (2025)