TDDZ - Tunten die Demotipps zeigen
TDDZ – Tunten, die Demotipps zeigen war ein antifaschistisches Kunstprojekt im Rahmen des Sommerschlösschens 2012 am Waldschlösschen, organisiert und inszeniert von der Filmemacherin und Tunte Elça van der Elster alias Simone de Boire. Es handelt sich um ein kurzes, aus mehreren szenischen Clips zusammengeschnittenes Video, das klare Haltung gegen Rechtsextremismus mit tuntischer Ästhetik und sprachlicher Subversion verbindet.
Hintergrund
Der Titel des Projekts ist eine bewusste Umdeutung des zur selben Zeit stattfindenden sogenannten „Tag der deutschen Zukunft (TDDZ)“ – einer rechtsradikalen und verfassungsfeindlichen Veranstaltung, die 2012 in Hamburg ausgetragen wurde. Mit dem tuntischen Gegenprojekt wurde nicht nur auf diese Umtriebe reagiert, sondern auch ein kämpferisches Statement für Sichtbarkeit, Widerstand und kreative Irritation gesetzt.
Inhalt
Das Video zeigt zehn kurze Einstellungen, in denen jeweils eine Tunte ein prägnantes, pointiertes Statement in die Kamera spricht. Die Kulissen reichten vom rosafarbenen Rüschenvorhang über den Flur des Waldschlösschens bis zur improvisierten Schaumwein-Lounge im Grünen. Alle Statements eint die Verbindung von politischem Inhalt, queerem Wortwitz und der performativen Kraft des Fummels.
Beispielhafte Aussagen:
- „Auflauf statt Aufmarsch – und Einlauf statt Einmarsch.“
- „Lieber Neuschwansteinklunker – statt Führerbunker.“
- „Geh nicht auf den Fackelmarsch – fick dich lieber selbst in´ Arsch.“
Jede Szene wurde in einem Take gedreht und lebt von der jeweiligen Persönlichkeit der auftretenden Tunten.
Ästhetik und Umsetzung
Die Bildsprache ist bewusst reduziert, der Fokus liegt auf Gestus, Stimme und Outfit der Protagonist*innen. Die klare Typisierung durch Dutte, Stöckel und oft überzeichnete Posen bricht mit klassischer politischer Bildästhetik und führt zu einem irritierenden Effekt – zwischen Ernsthaftigkeit, Satire und politischer Klarheit.
Wirkung
Das Video wurde mehrfach im Rahmen von Shows und Abendveranstaltungen des Sommerschlösschens gezeigt, fand aber auch in anderen Kontexten Resonanz. Die Kombination aus Humor, Haltung und Camp wurde vielfach als gelungener Versuch gewertet, politische Bildung mit tuntischer Selbstbehauptung zu verbinden. In Tuntologiekreisen gilt es bis heute als frühes Beispiel der "radikal-feministischen Trümmer-Tuntenästhetik".
Trivia
- Der Clip mit dem Satz „Lieber Neuschwansteinklunker – statt Führerbunker“ wurde später von einer bekannten Drag-Künstlerin als Tattoo-Motiv gewählt.
- In einer nie veröffentlichten Fortsetzung wurden weitere Statements aufgezeichnet, die bis heute im Giftschrank des Schlösschens verwahrt werden.