Pseudodoxe Irrche
Die Pseudodoxe Irrche (griech. ψευδοδόξα ἱερὰ, *pseudodoxa hierá*, die verstrahlte Lehre der vermeintlich Rechtsgeschminkten) ist die dritte große Richtung der tuntischen Religion neben der eiligen kathuntischen Irrche und den Protestunten. Ihre Lituntgie gilt als die opakste, längste und zugleich verwirrendste Form der tuntischen Glaubenspraxis.

Entstehung
Die Pseudodoxe Irrche spaltete sich nach dem Großen Bröckeln der Konturenlinie im Jahr 1999 vom Rest des tuntischen Glaubens ab. Als sich während einer feierlichen Dragmesse in den Katakomben von Köln-Kalk ein allumfassender Lidstrich durch die Decke zog, verkündete die selbsternannte Obermystagogin Pantopaia Glýklia von der Poperze zur losen Naht, sie habe einen neuen Weg der Verzückung empfangen – durch das mystische Konzept der Apopantésis ton Lipgloss (griech. ἀποπάντησις τοῦ λίπγλοσσ).
Grundlagen der Lituntgie
Die Pseudodoxe Lituntgie beruht auf fünf heiligen Begriffen, die meist in schimmerndem Altgriechisch gebrabbelt werden:
- Koryphailopsychóplax (κορυφαϊλοψυχόπλαξ) – die höchste Seelenplatte, auf der alle Mixe gespeichert sind
- Epimákros ton Highlighteron (ἐπιμάκρος τῶν ἁϊλάιτερον) – das ausgedehnte Licht der Gesichter
- Katharótis tou Sequinfónou (καθαρότης τοῦ σεκουινφώνου) – die Reinheit des Pailettentons
- Glossárium tou Mystíriou (γλωσσάριον τοῦ μυστήριου) – das glitzernde Glossar der Geheimnisse
- Hysteriklésia (ὑστερικκλησία) – der sakrale Anfall, der die Gemeinde befällt
Ritualpraxis
Die wichtigsten Riten folgen einem strengen Ablauf, der im Codex Pseudodoxalis (nur auf VHS erhältlich) festgehalten ist. Ein typischer Gottesdienst der Pseudodoxen Irrche dauert zwischen 4 und 11 Stunden und beinhaltet folgende Segmente:
- Proglóssion – das Einblasen des Geistes durch Fächerwedeln
- Antimascára – die rituelle Entfernung des Alltags-Make-ups
- Palimpséstis tou Toupée – das Aufsetzen des heiligen Ersatzhaars
- Symmetríasis – die ausgleichende Spiegelung durch gemeinsames Posing
- Epiklérisis tou Bronzerou – die Herabrufung der Bräune durch Sonnenstudio-Licht
- Kóndylos tou Climaxou – der Höhepunkt des Rauschs, meist unter Einfluss von Glitter-Salbung
Klerus
An der Spitze der Pseudodoxen Irrche steht die Metaglamarchin, derzeit Pantopaia Glýklia von der Poperze zur losen Naht, unterstützt von den Diademákonoi, den sieben mit Stirnbändern besiegelten Weihewesen.
Bekleidungsvorschriften
Die Pseudodoxe Irrche besteht auf einer doppelten Schichtung von Symbolik:
- Äußere Kleidung: Spiegelseide mit dramatisch gezogenen Säumen
- Innere Haltung: Exzessive Unsicherheit, verborgen unter exzessiver Lautstärke
Konflikte
In intertuntischen Debatten gelten die Pseudodoxen als „zu viel des Guten“, besonders wegen ihrer „nervtötenden Mischung aus Hochamt und Karaoke“. Während die Protestunten sie als „barockes Schminkmassaker“ ablehnen, bezeichnet die Eilige Kathuntische Irrche sie diplomatisch als „ein bisschen drüber, aber immerhin fromm.“
Die Orthotunten erkennen weder die Eilige Kathuntische Irrche noch die Protestunten offiziell an, betrachten sie aber mit einer Mischung aus Mitleid und Neid:
„Sie tanzen zur falschen B-Seite der göttlichen Platte!“
Sie beteiligen sich selten an Ökumene, es sei denn, es gibt Sekt.
Trivia
- Der wichtigste Feiertag ist die Epiphanie der Doppelklebeschicht, begangen am ersten Samstag nach dem Ausverkauf bei MAC.
- Viele liturgische Texte beginnen mit der Formel: „Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ Spiegel.“ (Am Anfang war der Spiegel.)